https://agrarbericht.bayern.de/ernaehrung/ernaehrungsbildung.html

Ernährungsbildung

Ernährungsbildung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Sie beginnt von klein auf in der Familie und setzt sich fort in den Betreuungseinrichtungen für Kinder, in den Schulen und später in der Erwachsenenbildung.

Die Ernährungsbildung in Bayern setzt ihre Arbeitsschwerpunkte auf die Zielgruppen junge Eltern/Familien mit Kindern bis zu sechs Jahren ergänzt um die im Jahr 2020 aufgenommene Zielgruppe Frauen in der Schwangerschaft und auf die der Generation 55plus. Daneben werden Bildungsmaßnahmen umgesetzt mit dem Ziel, die Wertschätzung für Lebensmittel zu steigern. Um die Verschwendung von Lebensmitteln zu bekämpfen, hat das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) das Bündnis „Wir retten Lebensmittel!“ ins Leben gerufen. Die Vorschläge für „Rettungsmaßnahmen“ der Bündnispartner aus den Bereichen Erzeugung, Verarbeitung, Lebensmittelhandel, Außer-Haus-Verpflegung und von den Verbraucherorganisationen wurden im Berichtszeitraum weiterverfolgt (siehe Lebensmittelverschwendung).

Zielgruppenorientierte Angebote des StMELF

Auswirkungen der Corona-Pandemie auf alle zielgruppenorientierten Veranstaltungen

Bedingt durch die gesetzlichen Vorgaben zur Einschränkung der Corona-Pandemie mussten in den Jahren 2020 und 2021 ein Großteil der in Präsenz geplanten Veranstaltungen abgesagt werden. Ein Teil der Präsenzveranstaltungen konnte in Abhängigkeit der thematischen Ausrichtung und Zielgruppen als Onlineveranstaltung abgehalten werden. Aufgrund der positiven Rückmeldungen der Teilnehmer aus den Online-Veranstaltungen sollen diese künftig die Präsenzveranstaltungen ergänzen. Es ist davon auszugehen, dass die bei den verschiedenen Zielgruppen erreichten Teilnehmerzahlen aufgrund der durch die Pandemie bedingten Einschränkungen niedriger ausgefallen sind als unter den sonst üblichen Gegebenheiten.

Netzwerk „Junge Eltern/Familien“ flächendeckend an allen 47 Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ÄELF) (seit 1. Juli 2021: 32 ÄELF)

Kinder von klein auf an eine gesunde Ernährung heranzuführen und zu mehr Bewegung zu motivieren, ist Ziel des Netzwerkes „Junge Eltern und Familien“. Es vereint Akteure und Multiplikatoren, um koordiniert im Lebensumfeld der Familien anzusetzen. Dieses Bildungsangebot erreicht alle sozialen Schichten einschließlich Bürgerinnen und Bürger mit Migrationshintergrund.

Von den für 2020 rd. 2 300 geplanten Veranstaltungen (Anstieg um 12 % bezogen auf Vorjahr) konnten rd. 1 030 Veranstaltungen durchgeführt werden (entspricht ca. 44 %); davon 61 % als Präsenzveranstaltung mit den erforderlichen Hygienekonzepten und 39 % als Onlineveranstaltung. Erreicht wurden insgesamt rd. 9 300 Eltern. 5 300 Teilnehmer besuchten die Präsenzveranstaltungen; 4 000 Personen nahmen an den Onlineveranstaltungen teil. Im Jahr 2021 konnten trotz der Corona-Pandemie die Veranstaltungszahlen (1 460) und somit die Teilnehmerzahlen (13 890) für das Bildungsangebot Junge Eltern und Familien aufgrund der verstärkten Umstellung auf Onlinekurse (67 %) wieder gesteigert werden.

Anzahl der Maßnahmen „Junge Eltern und Familien“ in Themenbereichen
n = 1.033, in Prozent – Schaubild 1 in höherer Auflösung

 

Die unterstützenden niederschwelligen Fotobroschüren zur Säuglingsernährung sowie zur Kleinkindernährung und zur Bewegungsförderung von Babys und Kleinkindern zeigen eine konstant hohe Nachfrage von inzwischen knapp 180 000 abgerufenen Exemplaren. Dies verdeutlicht, dass die Publikation mit nahezu textfreier Gestaltung eine echte Wissenslücke schließt. Davon profitieren auch Multiplikatoren wie Hebammen, Kinderärztinnen und Kinderärzte, Geburtskliniken oder Bildungseinrichtungen in Bayern. Ein 2020 erstelltes Kurzvideo „Kinderlebensmittel-Check“ ergänzt die Broschüren.

Das zum Kindergartenjahr 2014/2015 flächendeckend eingeführte Angebot „Gesund und fit im Kinder-Alltag – Sechs Wege zur kindgerechten Ernährung und Bewegung“ richtet sich an Familien mit Kindern von drei bis sechs Jahren. Das Bildungsangebot für Eltern mit Kita-Kindern baut auf den bestehenden Angeboten für die jungen Familien auf und sorgt so bis zur Einschulung für eine durchgängige Ernährungsbildung und Förderung der Alltagsbewegung. Alleinstellungsmerkmal dieses Angebotes ist es, dass die Eltern mit den Kindern gemeinsam angesprochen werden.

Im Kita-Jahr 2020/2021 nahmen 445 Kinder und 438 Eltern an insgesamt 20 Maßnahmen in 11 Kitas teil. Von den 20 Maßnahmen entfielen 9 auf das Modul Frühstückwoche, das kontaktfrei organisiert werden konnte. Die übrigen 11 verteilen sich auf Besuch beim Erzeuger, Workshop Kinderlebensmittel als Online-Angebot für Eltern, Familienolympiade und Wanderung mit Picknick.

Netzwerk „Generation 55plus – Ernährung und Bewegung“

Das Netzwerk Generation 55plus – Ernährung und Bewegung wurde im Jahr 2012 als Modellprojekt ins Leben gerufen und zielt darauf ab, Menschen in der zweiten Lebenshälfte Anregungen für die Umsetzung eines gesunden Lebensstils zu geben. Zu Beginn 2018 wurde der erfolgreich erprobte Ansatz als reguläre Aufgabe an zehn ÄELF eingeführt. Die 14 Kursangebote des Netzwerkes werden seitdem stetig um weitere Angebote ergänzt, die zuvor in den weiterhin bestehenden Modell-Regionen erarbeitet und erprobt werden. Zum Beispiel zielen einzelne Angebote für ausgewogene Ernährung speziell auf Themen wie Herz- und Knochengesundheit ab. Die Angebote für ein ausreichendes Maß an Bewegung decken Themenbereiche wie Trittsicherheit genauso ab wie Strategien, um den gesamten Alltag bewegungsreicher zu gestalten (z. B. Mit Kraft und in Balance – Aktiv und standfest mitten im Leben). Im Vordergrund steht auch hier die Gesunderhaltung des Herzkreislaufsystems sowie des gesamten Bewegungsapparates, um Mobilität bis ins hohe Alter ermöglichen zu können. Seit dem offiziellen Start der Angebote 2018 wurden mit 760 durchgeführten Veranstaltungen 13 645 Teilnehmer erreicht.

Nach diesen Grundmodulen wurden Angebote für die betriebliche Gesundheitsvorsorge sowie für das Thema Nahrungsergänzungsmittel entwickelt. Modellprojekte für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz sowie der Mehrgenerationen-Tisch sind in Vorbereitung. 2020 konnten nur insgesamt 117 Veranstaltungen durchgeführt werden, davon 29 % online. Die Teilnehmerzahl lag 2020 bei 1 701. Am meisten wurde von den Angeboten im Bereich Ernährung das Angebot „Ernährung ab der Lebensmitte“ mit 24 Veranstaltungen nachgefragt. Im Bereich Bewegung waren „Wanderungen“ mit insgesamt 6 Veranstaltungen am beliebtesten.

Ernährungsbildungsangebote zur Steigerung der Wertschätzung von Lebensmitteln 
„Wissen wie´s wächst und schmeckt“ für Grundschulen

Die Umsetzung dieses Pflanz- und Ernährungsprojektes an Grundschulen als Dienstaufgabe der ÄELF entfiel in den Schuljahren 2020 und 2021. Ab dem Jahr 2022 ist die Durchführung im Rahmen von Alltagskompetenzen – Schule fürs Leben über geschulte Multiplikatoren vorgesehen.

„Ernährungshandwerk erleben – Lebensmittel begreifen“ für Mittel- und Realschulen

Schüler erhalten Einblick in die Herstellung bayerischer Spezialitäten beim Ernährungshandwerker und lernen Lebensmittel in verschiedenen Facetten kennen. Dazu dienen die vom Kompetenzzentrum für Ernährung erarbeiteten Unterrichtsmaterialien, die Umsetzung durch die Lehrkraft und der Besuch beim Ernährungshandwerker. Bei diesem Bildungsprogramm steht die aktive Einbindung der Schüler in den Produktionsablauf des Ernährungshandwerk im Mittelpunkt. Trotz Einschränkungen in Folge der Corona-Pandemie, konnten bis zu den Schulschließungen 2020 knapp die Hälfte der geplanten Matchings zwischen Handwerksbetrieb und Schule durchgeführt werden (45 von insgesamt 104 geplanten Maßnahmen), wobei die Hälfte der Matchings aufgrund der hohen Nachfrage im Regierungsbezirk Oberpfalz stattgefunden hat. Inzwischen sind 149 Handwerkerinnen und Handwerker für die Durchführung des Bildungsangebotes geschult. Das Bäcker- und Konditorenhandwerk sind dabei am häufigsten vertreten.